Der amtierende Basketball-Weltmeister spielt bei den Olympischen Spielen Paris 2024 um die Bronzemedaille! Im Halbfinale unterlag das Team von Bundestrainer Gordon Herbert heute in der Bercy Arena Paris Gastgeber Frankreich mit 69:73 (25:18, 8:15, 17:23, 19:17). Im „kleinen Finale“ am kommenden Samstag, 10. August 2024, 11.00 Uhr, treffen die DBB-Herren auf Serbien, das im zweiten Halbfinale nach großartigem Kampf mit 91:95 gegen die USA verlor.

Arena ruhig

Wie immer starteten Dennis Schröder, Andreas Obst, Franz Wagner, Daniel Theis und Johannes Voigtmann für Deutschland. Hoch konzentriert begannen die DBB-Korbjäger. Franz, Theis und Schröder warfen ein schnelles 9:2 heraus (3.). Es erinnerte doch einiges an die erste Partie in der Vorrunde, als Franz einen Dreier zum 12:2 draufpackte, Auszeit Frankreich. Dann half Energizer Cordinier den Gastgebern zum 12:7 (5.), aber Schröder und Franz reparierten sofort (16:7). Auch Obst checkte punktemäßig ein, Frankreich hatte in der Folge gute Minuten und kam auf 18:16 heran (8.), Auszeit Deutschland. Dirk Nowitzki und Tony Parker schauten genau hin, als sich Johannes Thiemann stark durchsetzte, Isaac Bonga einen Freiwurf netzte und Moritz erfolgreich tippte (23:18 9.). Nick Weiler-Babb erhöhte an der Freiwurflinie zum 25:18, die Arena kam nicht dazu richtig laut zu werden.

Ausgeglichen

Zu Beginn des zweiten Viertels versenkte Weiler-Babb einen Dreier, Frankreich wirkte beeindruckt und angeschlagen. Wieder war es Cordinier, der den Gastgebern Leben einhauchte, auch Victor Wembanyama kam zu seinen ersten Punkten (28:22, 12.). Thiemann erhielt schmerzhaft den Finger eines gegnerischen Spielers ins Auge und musste behandelt werden. Die Defense der Deutschen agierte auf hohem Niveau, vorne haperte es jetzt allerdings (28:25, 14.). Es war jetzt ein ganz anderes Spiel als noch vor wenigen Tagen in Lille. Theis beendete die deutsche Durststrecke nach schönem Schröder-Pass. Frankreich probierte es auch mit einer Zonenverteidigung, Andi Obst war zur Stelle: eins, zwei, drei: 33:27 (18.). Die Arena eskalierte, als die Franzosen per Fastbreak-Dunk auf 33:29 aufschlossen, wieder nahm Herbert eine Auszeit. Frankreich hatte das Momentum, weil es den Deutschen an offensivem Rhythmus fehlte (33:33 zur Pause).

Fotos: DBB/Camera 4

Frankreich vorne

Die Spannung war schon jetzt mit den Händen zu greifen. Die rund 14.000 Zuschauer gaben nach der Pause erst einmal richtig Gas, als Nicolas Batum das 33:36 per Dreier besorgte. Voigtmann antwortete gleich zweimal, Guershon Yabusele punktete für Frankreich, es ging munter hin und her (42:42, 23.). Es waren die offensiven Minuten des Johannes Voigtmann, der fast plötzlich aufgetaucht war, während auf der Gegenseite Yabusele überragte und Theis sein drittes Foul anhängte (42:45, 24.). Es war eine schwierige Phase für das DBB-Team, Schröder glich per Dreier aus, doch hinten gelangen jetzt keine Stops. Moritz machte wichtige zwei Punkte direkt unter dem französischen Korb und nach 26 Minuten lag Deutschland nach einem Schröder-Floater wieder vorne (49:48). Die DBB-Auswahl sicherte sich in diesen Minuten einige Offensivrebounds, belohnte sich aber nicht oft genug. Die Arena explodierte, als Evan Fournier einen Dreier aus der Transition zum 50:56 versenkte (29.).

Dramatische Schlussphase

Es brauchte jetzt eine Reaktion der deutschen Mannschaft. Frankreich punktete zuerst, aber der Dreier von Bonga kam exakt zum richtigen Zeitpunkt (53:58, 32.). Im siebten Versuch traf Wembanyama seinen ersten Dreier, die französischen Fans feierten, es wurde eng für das deutsche Team (53:63, 33.), Auszeit Deutschland. Frankreich spielte wie aus einem Guss, traf einen weiteren Distanzwurf und sah zu diesem Zeitpunkt wie der Sieger aus (55:66, 34.). Theis brachte den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich, jetzt ging aber jeder 50-50-Pfiff an die Gastgeber (57:67, 36.). Bonga traf zum 60:67 und machte Hoffnung. Nach dem Obst-Dreier zum 63:69 begann die sehr hektische Schlussphase, in der beide Teams zunächst mehrfach verpassten. Mit genau einer Minute auf der Uhr besorgte Schröder das 65:69, ein Dreier von Franz bedeutete 38 Sekunden vor dem Ende das 68:70. Näher heran ging es dann aber nicht mehr.

„Sehr enttäuscht“

Gordon Herbert: „Herzlichen Glückwunsch an Frankreich. Wir waren heute nicht so gut, haben nicht gut auf den Ball aufgepasst. Aber wir sind zurückgekommen, haben wieder viel Charakter gezeigt. So kurz nach dem Spiel kann ich nur schwer nach vorne blicken, aber wir haben noch ein ganz, ganz wichtiges Spiel zu spielen. Und darum kümmern wir uns spätestens ab Morgen früh.“

Franz Wagner: „Ich bin jetzt gerade sehr enttäuscht. Wenn man so kurz vor dem Einzug in ein Olympisches Finale steht, ist das glaube ich verständlich. Ich weiß, dass wir immer noch eine Medaille gewinnen können, unser großes Ziel. Aber da kann ich im Moment nicht dran denken. Morgen sieht das wieder anders aus. Die Franzosen haben heute ganz anders und viel physischer gespielt als noch in Lille. Damit haben wir unsere Schwierigkeiten gehabt.“

Boxscore

Für Deutschland spielten
Name Punkte Verein
Isaac Bonga 7 zuletzt FC Bayern München
Oscar da Silva dnp FC Bayern München
Maodo Lo dnp Olimpia Milano/ITA
Nick Weiler-Babb 5 FC Bayern München
Niels Giffey 0 FC Bayern München
Johannes Voigtmann 6 zuletzt Olimpia Milano/ITA
Franz Wagner 10 Orlando Magic/NBA
Daniel Theis 8 New Orleans Pelicans/NBA
Moritz Wagner 4 Orlando Magic/NBA
Dennis Schröder 18 Brooklyn Nets/NBA
Johannes Thiemann 3 Gunma Crane Thunders/JPN
Andreas Obst 8 FC Bayern München