Am kommenden Freitag, 16. August 2024, findet das erste Spiel der U16-Mädchen bei der FIBA U16 Women’s European Championship 2024 in Miskolc/HUN statt. Mit Schweden, Italien und Kroatien erwarten sie starke Gruppengegner, die ebenfalls die Herausforderung suchen. Alle Spiele können Fans live und kostenlos im FIBA-Stream auf YouTube verfolgen.

Im Interview spricht Head Coach Centa Bockhorst über das Umgehen mit Niederlagen, die Teamchemie der Mädchen und die zunehmende Aufregung und Vorfreude auf die anstehende EuroBasket.

Centa, wie lief im Rückblick betrachtet eure Vorbereitungsphase? Was habt ihr als Mannschaft und auch du als Trainerin daraus mitgenommen?

Zu Beginn der Vorbereitung waren es noch 17 Spielerinnen, als es dann vor allen Dingen erstmal darum ging, sich abseits des Courts kennenzulernen. Da gab es auch noch mehr Grüppchenbildung und wir mussten uns erstmal als Team sammeln. Das war natürlich auf dem Court auch nicht leicht, weil wir viele Leute aussetzen lassen mussten. Dabei war es dann schwer, einen Rhythmus zu finden. Das haben wir irgendwann in den Griff bekommen und dann wurde der Kader auch verkleinert, wodurch wir uns als Team deutlich besser finden konnten. Wir haben viel darin investiert, dass das Team auch abseits des Feldes immer mehr zusammenwächst. Über eine klare Rollenverteilung auf dem Feld konnten wir dann besser sprechen. Generell war die Vorbereitung für uns sehr lang. Die Vorbereitungsphase der U16 ist ja generell die längste. Dazu kommt, dass wir beinahe keine Vorbereitung in Deutschland hatten. Das war einfach extrem kräftezehrend, weil wir super viele und sehr lange Reisetage hatten, was sehr viel Energie gezogen hat. Man hat dann gemerkt, dass das mental und körperlich müde macht. Wir hatten dazu nur wenige Trainingseinheiten, weil wir ständig auf Tour zu den neuen Spielorten waren. Wir hätten mehr Zeit gebraucht, Inhalte zu vertiefen und Spielzüge so lange zu üben, bis sie routiniert sitzen. Wir haben dann versucht, anderweitig Input zu geben. Gleichzeitig hatten wir natürlich sehr viele und sehr wertvolle Testspiele. Es war definitiv frustrierend, dass wir die Spiele mit nur einem einzigen Sieg beenden konnten, aber wir haben festgestellt, dass wir sehr wohl wettkampffähig sind. Trotzdem müssen wir schaffen, konstant unsere Leistung abzurufen, unsere Fehler zu minimieren und selbstbewusst zu spielen.

Wie stärkst du die Mädchen mental, um mit solchen Niederlagen umzugehen? Sie sind alle noch sehr jung und nehmen sich das vermutlich mehr zu Herzen.

Wir haben gerade am Anfang geschaut, dass wir uns an uns selber messen und nicht an den Gegnerinnen und dem Ergebnis, sondern daran, was wir uns selber vorgenommen haben. Das hat manchmal geklappt, manchmal auch nicht. Letztendlich haben wir versucht zu vermitteln, dass man aus Niederlagen viel lernen kann. Das ist der entscheidende Punkt, an dem man Charakter zeigen und auch füreinander da sein muss. Und wir hatten glücklicherweise auch eine Kollegin an Bord, die nicht nur Physiotherapeutin ist, sondern auch einen sportpsychologischen Hintergrund hat. Wir haben die Mädels dann auch viel untereinander aufarbeiten lassen, ohne sie zu viel zu beeinflussen. Sie haben untereinander gesprochen und festgestellt, dass sie diese Team-Time brauchen, ohne Coaches und auch ohne Handy. Da konnten sie dann ohne Ablenkung über ihr Zusammenspiel sprechen und an der Teamchemie arbeiten. Manchmal haben sie auch einfach nur Karten gespielt. Ich glaube, das hat sehr geholfen, den Kopf oben zu behalten. Ich muss zugeben, dass ich da positiv überrascht war, wie gut die Mädels dann auch weitergemacht und den Mut nicht verloren haben. Gleichzeitig hatte ich manchmal fast das Gefühl, dass es schon ein bisschen zu egal wurde, nicht mehr zu gewinnen. Wir befinden uns aber dennoch im Leistungssport und das Streben nach dem Sieg sollte ganz am Ende schon der Fokus sein. Das ist ja letztendlich das Ziel, auf das man hinarbeitet. In dem Zug haben wir über Ziele gesprochen, individuelle und gemeinsame. Es gab viele Teammeetings und auch viele Einzelgespräche durch die Unterstützung unseres Coaching-Staffs aber auch die Eigeninitiative der Mädels.

Head Coach Centa Bockhorst. | Foto: E. Kochs

Was hat eure Entscheidung beeinflusst, den Kader so zusammenzustellen?

Die Vorarbeit ging definitiv über Stefan Möller, den Bundestrainer. Er hat da bereits einen gewissen Pool an Spielerinnen zur Verfügung gestellt und dann haben wir im Februar 28 Spielerinnen vornominiert. Das war zwar eine recht große Gruppe, man konnte aber schon einen ersten Eindruck gewinnen. Das läuft natürlich auch über die Landesverbände, über das Bundesjugendlager und über langfristige Sichtungen. Die deutsche U16-Meisterschaft war ja auch noch, wo noch viel mehr Spielerinnen angetreten sind und wir sie vor Ort spielen sehen konnten. Natürlich haben wir generell auch die Saison verfolgt. Dann hat es sich leider bei einigen verletzten Spielerinnen von selbst erledigt. Letztendlich sind wir mit 18 Leuten gestartet, konnten uns dann nach der ersten Erfahrung gegen Frankreich aber auch schon reduzieren.

Wie kommen die Mädels damit klar, in einer Nationalmannschaft zu spielen? Für die meisten ist es die allererste Natio-Erfahrung im Rahmen einer Europameisterschaft.

Sie sind natürlich sehr, sehr aufgeregt und wollen sich selber, ihrem Verein, ihren Eltern und Trainern beweisen. Und es ist natürlich auch immer sehr schwer, weil alle Spielerinnen, die hier hinkommen, in ihrem Verein eine andere Rolle haben. Dort sind sie meistens die Star-Spielerinnen. Das Setting ist auch ganz anders, weshalb es erstmal schwer ist, sich da zurecht zu finden. Aber das gehört eben zum Prozess dazu. Das dauert bei der U16 dann auch eben noch länger als bei erfahreneren Mannschaften. Aber da finden sie sich schon immer mehr ein. Die Mädels sind stolz drauf und freuen sich jetzt enorm, offiziell für Deutschland spielen zu dürfen. Also klar, ein paar haben ja schon Erfahrung mit der U15 machen können, aber das ist für alle außer eine die erste Europameisterschaft.

Du bist das allererste Mal Headcoach einer Mannschaft. Was löst das in dir aus, was gefällt dir daran und was nimmst du vielleicht aus dem Co-Coaching mit Stefan Möller letztes Jahr mit?

Zuallererst habe ich mich sehr geehrt gefühlt, als Stefan mich gefragt hat. Ich wusste auch, dass das eine sehr große Verantwortung ist. Das habe ich mir aber zugetraut, vor allem, weil Stefan mir einen überragenden Staff an die Seite gestellt hat, den er auch ganz gezielt ausgewählt hat. Den Großteil kannte ich auch schon im Vorhinein. Dann wusste ich auch, dass wir das alle zusammen auf jeden Fall hinbekommen werden. Prinzipiell hat Stefan mir in den Jahren davor, als ich als Assistent Coach dabei war, ganz viel von den Prozessen außen herum gezeigt und mit an die Hand gegeben. Er hat einfach unfassbar viele Informationen geteilt, die ich alle versucht habe aufzusaugen und eben die Dinge für mich rauszuziehen, die ich für besonders wichtig empfinde, um dann auch ebenso dieses gesamte Bild weiter tragen zu können. Ich habe versucht und versuche es noch immer, der Aufgabe bestmöglich gerecht zu werden. Vor allen Dingen bin ich sehr, sehr dankbar für den ganzen Support vom Staff, weil das alles erfahrene Menschen sind, ohne die das so sicherlich nicht möglich wäre.

Foto: E. Kochs

Wie schätzt du eure Gruppenkonstellation mit Schweden, Italien und Kroatien ein? Was kommt in der Vorrunde der EM auf euch zu?

Italien und Kroatien sind beides auf jeden Fall starke Gegner, die auch letztes Jahr in der A-Division gespielt haben und sich auch dort schon mit guten Platzierungen behaupten konnten. Schweden ist gemeinsam mit unserer U16 erst letztes Jahr aufgestiegen. Für uns ist auf jeden Fall ein ganz, ganz klares Ziel, dass wir Schweden schlagen. Ich schätze Italien noch mal stärker als Kroatien ein. Das wird schwer, aber bei der U16 ist sowieso immer alles möglich. Das werden wir schon sehen. Aber Schweden wollen wir definitiv knacken. Eigentlich wollen wir natürlich alle Teams knacken, aber Schweden ist für uns schon ein must-win. Gegen Italien müssen wir schauen, wo wir da landen. Wenn es gut läuft, dann können wir die Hoffnung behalten, dass wir das Viertelfinale schaffen. Dann wird einfach der Turniermodus herrschen und vor allem kommt es dann auf das vierte Spiel an, ob man es ins Viertelfinale schafft oder in die Playdowns kommt. Falls wir dort sind, wäre es Ziel, die Klasse zu halten. Das wäre natürlich überragend.

Welche Stärken deines Teams willst du hervorheben und welche Schwächen gibt es, an denen du noch gezielt arbeiten möchtest?

Eine Stärke ist definitiv unser Inside-Game. Damit können wir im Vergleich zu den anderen Teams auch dominant sein. Gleichzeitig müssen wir aber auch schaffen, den Ball dorthin zu bekommen. Wir sind zusätzlich ein Team, das wirklich breit aufgestellt ist. Besonders positiv daran ist, dass man sich quasi nicht nur auf drei Spielerinnen verlassen kann, sondern auf jede. Wo wir uns aktuell einfach noch ein bisschen schwertun, ist vor allen Dingen gegen kleine, druckvolle, schnelle Teams zu spielen. Auf der anderen Seite müssen einfach alle gleichermaßen Leistung bringen, weil es sonst wirklich schwierig wird.

Wie ist nach dieser langen Vorbereitungsphase die Stimmung im Team? Freut ihr euch sehr auf die EM?

Auf jeden Fall! Also ich hatte nach der ersten Niederlage in Lettland ein bisschen Bedenken, dass das schwierig ist, falls wir wieder nicht gewinnen sollten, aber das zweite Lettland-Spiel, auch wenn wir es verloren haben, war deutlich besser und wir haben nochmal Schritte nach vorne gemacht. Deswegen sind die Mädels auch mit einer guten Stimmung aus der Partie gegangen. Wir haben uns jetzt am Flughafen getroffen und alle sind gut drauf. Ich glaube, alle freuen sich und sind extrem motiviert. Ich sehe hier schon die ersten Hände und Fäuste. Die freuen sich, die Stimmung ist gut.

Unser Kader für die FIBA U16 Women’s European Championship 2024
Name Position Verein
Frederike Askamp Power Forward Capitol Bascats Düsseldorf
Chinaza Ezeani Shooting Guard Gisa Lions MBC
Diana Ivancic Forward/Center Regio Team Stuttgart
Laura Knaup Point Guard Osterather TV
Nala Koletzki Guard BASS Berlin
Liliana Koppke Power Forward BBU’01/ratiopharm ulm
Dilara Özdemir Guard Rhein-Main Baskets
Ella Panke Center ALBA BERLIN
Noemi Schönauer Point Guard Post SV Nürnberg
Lilli Schultze Forward ALBA BERLIN
Mia Wiegand Point Guard TG Würzburg
Darina Zraychenko Forward TSV Hagen