Erste Niederlage für die deutsche Herren-Nationalmannschaft in der Qualifikation zur FIBA EuroBasket 2021 (Vorrunde in Köln, Finalrunde in Berlin): In Newcastle unterlag das Team von Bundestrainer Henrik Rödl gegen Gastgeber Großbritannien nach einem schwachen Schlussviertel mit 73:81 (22:17, 17:23, 22:16, 12:25) und weist damit nach dem Auftakterfolg gegen Frankreich eine ausgeglichene Bilanz auf (1:1). Die Qualifikation wird im November 2020 mit den Spielen gegen Montenegro und in Frankreich fortgesetzt.

Wie schon gegen Frankreich schickte Rödl zu Beginn Ismet Akpinar, Andreas Obst, Karim Jallow, Robin Benzing und Maik Zirbes (Foto) auf das Parkett der schmucken Eagles Community Arena. Die war mit rund 3.000 Zuschauern bestens gefüllt. Auch einige deutsche Fans, darunter die ehemalige deutsche Nationalspielerin Lisa Koop, die in Newcastle spielt, und die Väter von Louis Olinde und Jan Niklas Wimberg hatten den Weg in den Nordosten Englands gefunden.

Die Gastgeber kamen besser ins Spiel und legten nach drei Minuten vor (2:6). Drei frühe Ballverluste des DBB-Teams taten weh, die ersten Würfe waren nicht gut genug und fielen dementsprechend nicht. Da kam der Dreier von Benzing zum 7:8 genau zum richtigen Zeitpunkt (5.). Obst traf zur ersten deutschen Führung ebenfalls von weit draußen (12:11, 7.), Jallow kassierte aber sein zweites Foul. Auch Philipp Herkenhoff und Louis Olinde waren per Dreier erfolgreich (20:13, 8.), so langsam schienen die Gäste einen Rhythmus zu finden. Hin und wieder zahlten die Youngster Lehrgeld, aber in dieser Phase sah das deutsche Spiel schon ganz gut aus (22:17, 10.).

Bennet Hundt (Foto unten) erzielte seine ersten Punkte für Deutschlands A-Nationalmannschaft, das Spiel blieb aber eng. Die athletischen Briten fanden immer wieder einen Weg zum deutschen Korb. Jan Niklas Wimberg feierte sein Länderspieldebüt in der zwölften Minute, kurz später auch Joshua Obiesie, alle deutschen Spieler waren bereits eingesetzt worden (24:22, 13.). Die Briten drehten dann die Partie binnen weniger Minuten gegen eine nun deutlich nachlassende deutsche Mannschaft (24:27, 14., Auszeit Deutschland). Obiesie vollendete einen Fastbreak per Dunking, wurde dabei gefoult und netzte auch den Bonusfreiwurf (27:27, 15.). Akpinar kassierte bereits sein drittes Foul, es lief in dieser Phase kaum etwas zusammen in der DBB-Auswahl (30:35, 16.). Der Dreier von Saibou zum 35:37 tat gut (18.), aber die Foulbelastung auf deutscher Seite wuchs. Zum Seitenwechsel hatte man sich eine gehörige Aufgabe für die zweite Hälfte übriggelassen (39:40), auch weil man Luke Nelson nicht in den Griff bekam (18 Punkte).

Obst ging zu Beginn der zweiten Hälfte voran und brachte sein Team wieder in Führung (43:42, 22.), aber die folgenden Chancen blieben ungenutzt. Akpinar netzte einen Dreier, es fehlte aber die letzte Konsequenz im  deutschen Spiel. Zu leicht wurde es dem Gegner gemacht, Akpinar musste mit dem vierten Foul wieder auf die Bank. Wieder war Obst zur Stelle, Benzing legte gekonnt nach und der jetzt überragende Obst versenkte einen weiteren Distanzwurf (54:46, 25.). Doch auch dieser Zwischenspurt gab den ING-Korbjägern keine Sicherheit, Großbritannien war schnell wieder dran. Zwar war es wieder Obst, der zum 57:49 (28.) traf, aber die Briten blieben hartnäckig und profitierten von den deutschen Nachlässigkeiten (61:56, 29.). Nach dem dritten Viertel war alles offen (61:56).

Die Gastgeber verkürzten auf 61:59 (32.), kamen völlig unbedrängt zum Ausgleich (61:61, 33.) und übernahmen die Führung (63:64, 33.). Hundt hatte jetzt einige starke Szenen und hielt Deutschland im Spiel. Er bediente Obst, der zum 68:64 traf (34.). Wieder machte man den Gegner stark und der nutzte die sich ihm bietenden Chancen (68:69, 36.). Wild ging es hin und her, beide Teams hatten jetzt mit vielen Fehlern zu kämpfen. Die Briten witterten ihre Chance und kamen zum 70:73 (38.). Es sprach jetzt vieles gegen die deutsche Mannschaft, die mit 70:78 in Rückstand geriet (40.). Davon erholte man sich nicht mehr und musste sich in die Niederlage fügen.

Stimmen folgen:
Andreas Obst: „Gratulation an Großbritannien, sie haben sich den Sieg verdient. Wir hatten heute nicht genügend Energie und haben zu wenig Stops geschafft. Außerdem sind zu wenig Würfe gefallen und dann verliert man ein solches Spiel.“

Henrik Rödl: „Es war lange ein knappes Spiel. Großbritannien hat mit viel Energie gespielt und wichtige Würfe getroffen. Es war schwierig für unsere Offense, wir haben zum Beispiel Robin Benzing nicht in die gewünschten Positionen bringen können. Es war aber auf jeden Fall eine gute Erfahrung für unsere vielen jungen Spieler, die natürlich Fehler machen, aber daraus lernen werden.“

Für Deutschland spielten:
Joshiko Saibou (Telekom Baskets Bonn, 7), Bennet Hundt (BG Göttingen, 6), Joshua Obiesie (s.OLiver Würzburg, 3), Jan Niklas Wimberg (NINERS Chemnitz), Ismet Akpinar (Besiktas Istanbul, 3), Robin Benzing (Basket Zaragoza/ESP, 8), Philipp Herkenhoff (RASTA Vechta, 3), Louis Olinde (Brose Bamberg, 5), Maik Zirbes (KK Cedevita Olimpija Ljubljana/SLO, 6), Karim Jallow (Basketball Löwen Braunschweig, 2), Andreas Obst (ratiopharm ulm, 24),  Christian Sengfelder (Brose Bamberg, 6).

Boxscore

Fotos: Matthias Stickel