Es ist vollbracht! Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Herren ist beim World Cup 2019 in China dabei. Mit dem 112:98 (18:21, 17:33, 27:16, 30:22, 20:6)-Erfolg nach Verlängerung und grandioser zweiter Hälfte gegen Israel in Leipzig machte das Team von Bundestrainer Henrik Rödl auch die letzten noch bestehenden theoretischen Zweifel zunichte und qualifizierte sich mit dem achten Sieg im achten Spiel für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Die Spiele in den kommenden Fenstern im November/ Dezember 2018 (3. Dezember 2018 in Ludwigsburg gegen Estland, Tickets ab Dienstag, 18. September 2018) und im Februar 2019 sind nun noch sehr wichtig für eine möglichst günstige Position auf der Setzliste. Heute erzielte wieder Dennis Schröder (Foto unten) die meisten Punkte für Deutschland (30).

Rödl brachte den zurückgekehrten Kapitän Robin Benzing gemeinsam mit Dennis Schröder, Ismet Akpinar, Maximilian Kleber und Maik Zirbes in der Startformation. Der Beginn der Partie misslang der DBB-Auswahl, die nicht voll fokussiert wirkte (0:6, 2.). Ein Dreier von Kleber brach den Bann und ein energisch mitgehender Bundestrainer forderte lautstark mehr Engagement. Es blieb zunächst äußerst mühsam gegen die unbeschwert aufspielenden Gäste (7:12, 4.), bei Deutschland nahm der Zug zum Korb aber langsam zu. Benzings Dreier fiel zum 14:14-Ausgleich durch die gegnerische Reuse, Schröder besorgte das 16:14 mit einem seiner unnachahmlichen Antritte (7.). Israel steckte nicht zurück und das dritte Foul von Danilo Barthel binnen weniger Minuten tat weh (18:19, 9.). Nach dem ersten Viertel gab es noch viel Luft nach oben.

Der zweite Dreier von Kleber eröffnete den zweiten Spielabschnitt, in dem der deutschen Mannschaft aber weiterhin ein Rhythmus und der nötige Zugriff fehlte (21:27, 12.). Die Israelis machten die Mitte extrem eng, trafen in dieser Phase vorne sicher und profitierten von mehreren Ballverlusten der Gastgeber hintereinander (21:36, 15.). Das DBB-Team wirkte verunsichert und brauchte dringend Erfolgserlebnisse. Israel traf jetzt nahezu jeden Wurf und machte jegliches Bemühen der ING-DiBa-Korbjäger um ein Comeback zunichte. Ein Dreier und ein erfolgreicher Fastbreak von Andreas Obst „weckten“ die Arena, Israel nahm sofort eine Auszeit (28:40, 17.). Der deutschen Mannschaft gelangen aber einfach keine Stops, Israel hatte keine Probleme den deutlichen Vorsprung zu behaupten (30:48, 18.).  Zur Pause sah es nicht nach einem weiteren Erfolg der Deutschen aus (35:54).

Es musste sich etwas ändern im deutschen Spiel. Und Deutschland kam mit veränderter Körpersprache aus der Kabine. Die Arena kochte, als Schröder zum 44:61 „stopfte“ (23.). Es klappte auch weiterhin nicht alles, aber das DBB-Team setzte den Gegner ganz anders unter Druck als in der ersten Hälfte. Nur noch 50:63 hieß es nach einem Benzing-Layup (26.), Auszeit Israel. Deutschland investierte alles, kam jedoch nicht näher an den Gegner heran (51:66, 28.). Johannes Thiemann traf dann zum 60:70, Schröder machte noch vor dem Viertelende das 62:70. Die Zuversicht war urplötzlich wieder da!

Die 5.197 Zuschauer standen wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft, als Barthel das 64:70 besorgte. Die nächsten Szenen gehörten aber wieder den Israelis, die den Abstand vergrößerten (66:76, 32.). Umso größer war der Jubel nach einem Akpinar-Dreier (69:76, 33.). Der erste Dreier von Schröder zischte zum 72:76 in den israelischen Korb, Auszeit Israel. Sollte die Wende noch gelingen? Kleber machte das 74:76 (34.), Barthel holte per „and one“ die Führung zurück (77:76, 34.). Es herrschte eine grandiose Atmosphäre, aber Barthel musste mit fünf Fouls vom Feld. Noch ein Dreier von Akpinar traf, das Spiel stand weiterhin auf des Messers Schneide (80:79, 36.). Benzing ging voran und war per Dreier zum 83:79 erfolgreich (37.), die deutsche Mannschaft ließ einfach alles auf dem Spielfeld. Nach einem weiteren Benzing-Dreier zum 86:79 kam Israel mit zwei Distanztreffern noch einmal auf (88:87, 39.), Auszeit Deutschland.

Nach der Auszeit konnte zunächst Dennis Schröder die Führung mit einem erfolgreichen Abschluss auf 90:87 (39.) ausbauen. Im Anschluss waren es aber die Israelis, die 47 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit die Führung zurückerobern konnten (90:91, 40.). Im darauffolgenden wichtigen Angriff für Deutschland war es schließlich Dennis Schröder, der die Verantwortung übernahm und zum Korb zog. Die Israelis konnten Schröder nur per Foul stoppen. Zwei Freiwürfe, noch 30 Sekunden zu spielen. Nachdem der deutsche Aufbauspieler keinen der beiden Freiwürfe erfolgreich abschloss, sah es zwischenzeitlich sehr schlecht aus für das DBB-Team. Der letzte Angriff der Israelis war geprägt von engen Schiedsrichterentscheidungen. Gleich zwei Mal ging der Ball ins Aus, ohne dass direkt erkennbar war, von wem. Beide Male wurde den Israelis der Ball zugesprochen.

Nach einem Foul durch Niels Giffey waren noch 0,4 Sekunden zu spielen bei einem Punkt Rückstand und zwei Freiwürfen für Israel. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Aber nur eigentlich. Nachdem Nimrod Levi den ersten der beiden Freiwürfe zum 90:92 einnetzte, versuchte der Israeli den zweiten Freiwurf absichtlich daneben zu werfen, um so den Deutschen jegliche Chance auf einen möglichen Ausgleich zu nehmen. Levi traf aber nicht nur nicht den Korb, sondern verfehlte sogar den Ring. „Air Ball“, Ballbesitz Deutschland bei noch 0,4 Sekunden zu spielen. Henrik Rödl nimmt eine Auszeit, damit sein Team den Ball in der israelischen Hälfte einwerfen kann. Nach der Auszeit wirft Dennis Schröder den Ball hoch Richtung Korb ein, Maxi Kleber löst sich von seinem Gegenspieler und kann Schröders Pass wundervoll per „Alley-Oop“ zum 92:92 Ausgleich verwandeln. Die Sirene ertönt, es gibt Verlängerung und die Halle tobt.

In der Verlängerung netzte Akpinar (Neues „career high“ im Nationalteam) zu Beginn einen Dreier und war auch per Zweier erfolgreich (97:92, 42.). Kleber legte per Dreier nach, die Begeisterung kannte keine Grenzen (100:92). Israel schien am Boden, aber noch war der Deckel nicht drauf auf der Partie (101:94, 43.). Erst als Benzing einen „fade away“ zum 105:96 versenkte (1´33), war Israel endgültig besiegt. Ein Wahnsinnsspiel hatte ein feierliches Ende für die DBB-Auswahl genommen.

Ismet Akpinar: „Das war eine furchtbare erste Halbzeit. Wir waren so weit hinten. Aber nach der Pause haben wir dann die Energie gefunden und vor allem immer an eine Wende geglaubt. Wir haben einfach nie aufgehört zu kämpfen und sind am Ende – wenn auch glücklich – dafür belohnt worden.“

Henrik Rödl: „Unglaublich! Das Spiel hatte Israel schon gewonnen. Es spricht einmal mehr für den Charakter meines Teams, dass sie diese Partie noch umgebogen hat. In der ersten Hälfte waren wir mental einfach nicht bereit und haben Israel aufgebaut. Wir haben den Ball nicht gut bewegt und kaum etwas von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Es ist schwer zu glauben, dass uns die Wende noch gelungen ist, aber wir haben in der Qualifikation häufiger zurückgelegen und immer wieder einen Weg zurück in die Spiele gefunden. Von diesem Spiel werden wir noch lange reden. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft und sehr dankbar, dass meine Spieler immer bereit sind, alles für die Nationalmannschaft zu geben.“

Für Deutschland spielten:
Ismet Akpinar (ratiopharm ulm, 13), Danilo Barthel (FC Bayern München, 11), Robin Benzing (Besiktas Istanbul/TUR, 24), Bastian Doreth (medi Bayreuth), Niels Giffey (ALBA BERLIN, 5), Maximilian Kleber (Dallas Mavericks/USA, 13), Andreas Obst (Monbus Obradoiro/ESP, 8), Dennis Schröder (Oklahoma City Thunder/USA, 30/13 Ass.), Karsten Tadda (EWE Baskets Oldenburg), Johannes Thiemann (ALBA BERLIN, 2), Johannes Voigtmann (Saski Baskonia/ESP), Maik Zirbes (Roter Stern Belgrad/SRB, 6).

Boxscore

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