Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Herren ist auch in ihrem dritten Spiel beim ERGO Supercup in Hamburg ungeschlagen geblieben. Gegen die Türkei gab es nach katastrophalem Start und sensationeller Aufholjagd einen 68:66 (10:29, 23:18, 17:6, 18:13)-Erfolg für das Team von Bundestrainer Chris Fleming. Der Turniersieg und damit die Titelverteidigung hatten bereits zuvor festgestanden. Heiko Schaffartzik trug sich als erfolgreichster deutscher Werfer auf dem Spielberichtsbogen ein (19 Punkte). Im abschließenden Spiel zwischen Lettland und Polen geht es noch um den zweiten Platz.

Ohne die geschonten Dennis Schröder (Knochenprellung, beim Warmmachen aktiv mit auf dem Feld) und Maodo Lo (Beckenprellung) musste die DBB-Auswahl heute auskommen. Fleming schickte zu Beginn die beiden Kapitäne Heiko Schaffartzik (Foto oben) und Dirk Nowitzki sowie Karsten Tadda, Paul Zipser und Tibor Pleiß aufs Spielfeld. Wieder waren fast 3.500 Zuschauer in die ausverkaufte Inselparkhalle gekommen.

Pleiß begann offensiv einmal mehr stark, aber hinten war man zunächst alles andere als gefestigt (6:10, 4. Min.). Vargas schloss den ersten deutschen Fastbreak zum 8:12 ab, wurde jedoch umgehend von einem Dreier von Ali Mohammed, besser bekannt unter seinem US-amerikanischen Namen Bobby Dixon, gekontert. Furkan Korkmaz legte aus der Distanz nach und Fleming rief sein Team zu einer frühen Auszeit zusammen (8:18, 6. Min.). Die Türken erwiesen sich als äußerst aggressiv und stellten Deutschland weiterhin vor größere Probleme. Ersan Ilyasova traf an der Freiwurflinie zum 10:21 (7. Min.), Semih Erden setzte sich unter dem Korb durch und traf auch den anschließendem Bonuswurf (10:24). Der Anschluss war für die Gastgeber erst einmal verloren. Bis zum Ende des ersten Viertels fanden die ING-DiBa-Korbjäger keinen Zugriff auf die Partie (10:29).

Jetzt musste es zunächst einmal darum gehen, „einen Fuß in die Tür zu bekommen“. Das Publikum verhielt sich vorbildlich und feuerte die deutsche Mannschaft unermüdlich an. Als Zipser energisch zum Korb zog und das 12:32 per Dunking besorgte, hoffte man auf den Rängen auf Besserung. Doch Mahmutoglu netzte binnen kürzester Zeit drei Dreier. Fleming variierte in der Defense, suchte in allen Bereichen nach den passenden Maßnahmen. Die Türkei, in zwei Wochen Gegner der deutschen Mannschaft bei der EuroBasket-Vorrunde in Berlin, zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von allen deutschen Bemühungen und dominierte überdeutlich (14:38, 14. Min.).

KingAlex2015vsTUR-300Schaffartziks zwei Dreier binnen fünf Sekunden ließen dann die Halle erbeben (22:40, 17. Min.). Das DBB-Team hängte sich voll rein und zeigte keinerlei Resignationserscheinungen. Die Türken trafen – vor allem durch den überragenden Mahmutoglu – hochprozentig und hatten immer wieder die passende Antwort, während die DBB-Akteure vergeblich nach ihrem Wurfglück suchten. Schaffartzik ging voran und wehrte sich mit zwei weiteren Dreiern (30:45). Kurz vor der Pause versenkte Alex King (Foto rechts) einen Distanzwurf zum 33:47, die Stimmung war beim Gang in die Kabinen kaum noch zu toppen.

Der erste Punkt von Nowitzki eröffnete die zweite Hälfte, auch Johannes Voigtmann (Foto unten) traf, bevor die Türken sich wieder meldeten. Etwas zu ungestüm versuchten die Deutschen den Rückstand zu verkürzen. Beide Teams hatten nun Probleme offensiv zum Zug zu kommen (36:51, 24. Min.). Benzing besorgte an der Freiwurflinie nach 25 Minuten das 38:51, Deutschland blieb nach unsportlichem Foul der Türken in Ballbesitz. Wieder war Benzing zur Stelle: 40:51! Die DBB-Auswahl war drauf und dran, den Rückstand in den einstelligen Bereich zu bringen. Das schaffte Zipser mit zwei Freiwürfen (42:51, 27. Min.). Alle wichtigen Statistiken näherten sich zu Gunsten der Gastgeber langsam an. Wurf Zipser aus der Halbdistanz: 44:51 (28. Min.). Fastbreak Benzing: 48:53 (29. Min.). Nach drei Vierteln war die jetzt begeisternde Begegnung wieder offen (50:53).

VoigtmannJohannes2015vsTUR-250Deutschland warf sich mit allen verbliebenen Kräften in das Spiel, Pleiß dunkte zum 52:53 (32. Min.). Die nächsten Szenen gehörten dann wieder den zuvor konzernierten Türken (52:59, 34. Min.). Fleming stoppte den kurzen türkischen Lauf per Auszeit. Schaffartzik war per „Floater“ erfolgreich und beiden Teams war in begeisternder Atmosphäre der unbedingte Siegeswillen anzumerken. King stopfte den Ball zum 56:61 durch die Reuse, Giffey war zum 58:63 zur Stelle (37. Min.) und Vargas machte das 60:63 (2´15). Die Halle explodierte beim 62:63 durch Schaffartzik, ehe Ilyasova zwei Freiwürfe traf (1´20). Ohrenbetäubender Lärm rauschte durch die Halle, als Benzing per Dreier den 65:65-Ausgleich besorgte (´54), Pleiß zum 67:65 dunkte (´33) und Schaffartzik sieben Sekunden vor dem Ende einen Freiwurf traf (68:65) und seine starke Vorstellung krönte. Mohammed gelang nur noch das 68:66.

„Aus irgendeinem Grund waren wir zu Beginn nicht bereit zu spielen. Mitte des zweiten Viertels hat uns Heiko dann einen Schub gegeben und wir waren voll in der Partie. In der zweiten Halbzeit sind wir als Team aufgetreten und konnten das Spiel so noch gewinnen. Wir haben alle drei Spiele auf unterschiedliche Art und Weise gewonnen, es ist wichtig verschiedenen Möglichkeiten zu haben“, meinte der Bundestrainer.

„Am Anfang waren wir nicht bereit. Dann haben wir als Mannschaft zusammen gespielt und gekämpft. Mit Teamgeist und mannschaftlicher Geschlossenheit haben wir das Spiel noch drehen können. Wir sind physisch sehr fit und waren den Türken in dieser Hinsicht am Ende überlegen. Wir freuen uns jetzt auf die Spiele gegen die Franzosen, die noch einmal ein ganz anderes Kaliber sind“, sagte Heiko Schaffartzik.

Für Deutschland spielten:
Robin Benzing (CAI Saragossa/ESP, 13), Anton Gavel (FC Bayern München, 2), Niels Giffey (ALBA Berlin, 2), Alex King (ALBA Berlin, 5), Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks/USA, 1), Tibor Pleiß (Utah Jazz/USA, 14), Heiko Schaffartzik (ohne Verein, 19), Karsten Tadda (Brose Baskets Bamberg), Akeem Vargas (ALBA Berlin, 4), Johannes Voigtmann (FRAPORT SKYLINERS, 2), Paul Zipser (FC Bayern München, 6).

Boxscore

 

Supercup-Teamfoto2015-700

Den Spielbericht im Bewegtbild gibt es hier: