Beate Wagner, Mutter der Weltmeister Moritz und Franz Wagner, hat ein Buch geschrieben. Sie beschreibt, wie die beiden auf ihren großen Traum hinarbeiteten und was sie brauchten, um erfolgreiche Basketballer zu werden. Ein ganz persönlicher Einblick in das Privat- und Sportlerleben der beiden Weltmeister.

Wir haben mit Beate Wagner über die Intention ihres Werks gesprochen. Sie gibt Einblicke in den Entstehungsprozess des „Familienprodukts“, inwieweit Moritz, Franz und auch Vater Axel Schulz involviert waren, welche Rolle NBA Commissioner Adam Silver dabei spielte und welche Höhen und Tiefen sie auf dem Karriereweg der beiden Nationalspieler mitmachte.

Wann erwuchs in Dir die Idee zu diesem Buch?

Die Idee habe ich schon viele Jahre gehabt, aber am Anfang war das noch sehr diffus. Ich war auch sehr skeptisch. Wen würde das interessieren? Auch noch aus der Sicht der Mutti… Das erste Mal hatte ich die Idee für ein Buch, als sich diese College-Welt auftat. Das war so anders als alles, was ich bisher aus Deutschland kannte. Irgendwann hat sich dann herauskristallisiert, dass im Laufe der Zeit so viele kleine Geschichten passiert sind, die ich erzählenswert fand. 2018, 2019 hat sich die Idee dann verfestigt.

Du sprichst die vielen kleinen Geschichten an. Ist das Buch dementsprechend eine Art anekdotische Erzählung?

Ich erzähle schon einige kleine Anekdoten, zum Beispiel über den Auftakt in Los Angeles. Da sind wir als Familie zu IKEA gefahren, weil wir einfach eine große Matratze brauchten, um in Moritz‘ kleiner Wohnung zu übernachten. Wir haben die auf einem kleinen Mietauto über den Highway gefahren, was total verrückt und auch ein bisschen gefährlich war. Das war, vermute ich, im Vergleich zu anderen Spielern, die in die NBA starten, sehr skurril.

Eine andere Anekdote: Dass ich überhaupt mit dem Buch angefangen habe, hat mit NBA Commissioner Adam Silver zu tun. Der hat mir den letzten Impuls gegeben. Als wir mit Franz bei einem NBA Lunch aufgetaucht sind, sagte er zu mir: ‚Wie, Du bist Journalistin? Jetzt seid ihr schon wieder hier, das musst du mal aufschreiben mit deinen Jungs!‘ Ich dachte, wenn Adam Silver das sagt, dann machst du das jetzt. Solche kleinen Stories gibt es viele in dem Buch.

Welche Intention verfolgst Du mit der Veröffentlichung dieses Buches?

Die Intention war, nochmal zurückzuverfolgen, was da wirklich alles passiert ist. Und, noch besser selbst zu verstehen, wie man sein Potenzial entwickeln kann. Warum hat das bei den beiden so gut funktioniert? Darauf haben mich, vor allem in den USA, viele Menschen angesprochen: ‚Was habt ihr mit euren Kindern gemacht?‘ Ich wurde auch gefragt: ‚Was habt ihr denen zu Essen gegeben?‘ (lacht) Ich habe dann gesagt, dass ich das nochmal von der Pike auf untersuchen muss, auch wissenschaftlich. Was braucht es denn dafür, neben der Körpergröße zum Beispiel? Was muss man mitbringen? Was kreiert Erfolg?

Haben Moritz und Franz das Buch vorher gelesen oder warten da ein paar Überraschungen auf die beiden?

Nein, nein, nein. (lacht) Das war ganz eng abgestimmt. Das war so auch verabredet. Alle drei, auch Axel (Schulz, Mann von Beate und Vater von Moritz und Franz, Anm. d. Red.) haben das eng begleitet. Ich habe kapitelweise vorgelegt, sie haben sich das dann durchgelesen. Mal haben sie gesagt: ‚Das kannst du so lassen, das finde ich super spannend.‘ An anderen Stellen sagten sie: ‚Das kannst du noch etwas zuspitzen oder vielleicht sogar noch ein bisschen emotionaler formulieren. Schreib aus dir heraus.‘ Das fand ich total schön, dass sie mich so bestärkt haben, noch persönlicher zu erzählen. Da habe ich mich fast ein bisschen gewundert. Aber sie haben mich darin bestärkt. Man will ja auch wissen: Wie fühlt man sich dabei? Was passiert da emotional?

Kann man also sagen, dass das Buch ein Familienprodukt ist?

Ja, das kann man so sagen. Moritz und Franz mussten ja nicht nur aushalten, dass ich ein halbes Jahr am Stück in ihrer Nähe war. Da mussten wir uns auch erstmal wieder aneinander gewöhnen. Während dieser Zeit habe ich Recherche betrieben und die beiden haben das Produkt engmaschig bearbeitet. Familienprodukt, genau!

Welche Hoffnungen, welche freudigen Emotionen, aber auch welche Ängste gingen aus Deiner Sicht als Mutter einher mit der voranschreitenden Karriere Deiner beiden Jungs?

In erster Linie freudige Gefühle. Natürlich auch ein totales Erstaunen, wie schnell sich das alles entwickelt und dass es immer weiter geht. Ich wurde auch mal gefragt, ob ich Angst hatte. Ehrlich gesagt, Angst hatte ich, glaube ich, nie wirklich. Bisschen unwohl war mir, als Moritz ans College ging. Wir kannten das alles überhaupt nicht und ich wusste gar nicht, wo es da hingeht. Wie würde es ihm gefallen? Wird er überhaupt spielen? Es war ja völlig unklar, ob sich das basketballerisch so erfüllt, wie er sich das gewünscht hatte. Das erste Jahr war auch wirklich schwer, aber er hat einfach immer weiter gemacht und hatte echt eine ganz schöne Ausdauer. Das war so die erste Situation, in der mir etwas mulmig wurde. Sehr gewöhnungsbedürftig war auch, als er dann in die NBA kam. Da war klar, dass das nochmal eine ganz andere Welt ist. Dann auch noch Los Angeles Lakers und so… Bei Franz kannten wir alles so viel besser. Da war einfach nur ein großes Staunen, wie er das alles macht – bis heute!