Talents vor Play-off-Start als Underdog
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Talents vor Play-off-Start als Underdog
Als krasser Außenseiter gehen die Talents BonnRhöndorf am kommenden Sonntag ins WNBL-Play-off-Achtelfinal-Hinspiel gegen den TuS Lichterfelde (11.30 Uhr, DragonDome, Bad Honnef). Das Rückspiel in der U18 Mädchen- Bundesliga findet eine Woche später in Berlin statt.
Nun geht es also doch gegen den TuS Lichterfelde. Dem Team, welchem man – so das allgemeine WNBL-Denken – eigentlich so lange wie möglich aus dem Weg gehen wollte und sollte. Die Nachwuchs-Kaderschmiede aus dem Südwesten der Hauptstadt wurde nicht zu Unrecht bei der jährlichen ligaweiten Befragung vor Saisonstart zum Top-Favoriten auf den WNBL-Titel gekürt. Lichterfelde stellt in allen Mädchen-Nachwuchsjahrgängen die meisten Kaderathletinnen ab. Headcoach Islem Haddar hat ein wahres „Starensemble“ beisammen und kann auf allen Positionen Nationalspielerinnen ins Rennen schicken: Julijana Blazic, Naima Fox, Nafi Harz, Emmanuelle Kenfac Djuela, Magdalena Winter, Greta Scholle – die Liste der Hochbegabten –mit und ohne EM-Erfahrung – ist lang und kann beliebig fortgesetzt werden.
Das Erreichen des TOP4 und der Gewinn der WNBL-Krone ist das ausgewiesene Saisonziel der Berlinerinnen. Trotzdem musste TuSLi den Nordost-Titel dem SC Rist-Wedel überlassen, weil man in der Endphase der Liga zweimal patzte und im Dreiervergleich mit Wedel und Braunschweig „nur“ auf Rang zwei durchs Ziel kam. Unschlagbar ist Lichterfelde also nicht. Sich in Hin- und Rückspiel gegen Lichterfelde durchzusetzen, ist allerdings eine ganz andere, wesentlich schwere Aufgabe, als den Favoritinnen mal ein Spiel zu klauen.
Die Talents haben also eigentlich keine Chance – aber genau diese will man am Sonntag im Heimspiel „am Menze“ nutzen. „In der WNBL ist alles möglich, die besondere Drucksituation der Play-offs ist für alle Spielerinnen gleich“, weiß Headcoach Nicola Happel. Man habe in der Saison gezeigt, dass man auch mal einen Favoriten schlagen könne. „Wir haben uns akribisch auf Berlin vorbereitet“, kündigt Happel ein offenes Match an.
Auf einen Shootout sollten sich die Talents gegen Lichterfelde nicht einlassen, dazu hatte der BonnRhöndorfer Angriff in den letzten Wochen zu viele Körbe liegen gelassen. Defensiv kann man mit TuSLi schon eher mithalten. Happel: „Ich bin sicher, dass wir mit der einen oder anderen defensiven Taktik überraschen können.“
Die Berlinerinnen stehen mit ihrem jungen Kader seit Herbst 2022 als Aufsteiger auch im Spielbetrieb der zweiten Basketball-Bundesliga (2.DBBL). Und da müssen die Berlinerinnen am Samstagabend ganz regulär in Herne antreten. Bestimmt hoffen die Talents-Verantwortlichen auch ein wenig darauf, dass der Gegner dem Reisestress Tribut zollen muss.
Play-off-Achtelfinale, Nord, Hinspiele, 05.03.23
BasketGirls Ruhr – SC Rist Wedel
Talents BonnRhöndorf – TuS Lichterfelde
Girl Baskets Braunschweig-Wolfenbüttel – TG Neuss Junior Tigers
ALBA Berlin – Metropolitain Girls Recklinghausen
Für die BasketGirls Ruhr wird die Serie gegen den Nordost-Ersten aus Rist Wedel eine nahezu unlösbare Aufgabe. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge so gerade eben in die Play-offs gestolpert, muss sich die Bochum-Hagener Spielgemeinschaft mit Nordost-MVP Marianna Byvatov messen, die 2022/23 nahezu alle Statistiken anführte und von keinem Team zu bremsen war. Der deutlich stärkere Risterer Kader wird sein Übriges dazu beitragen, dass Bochum – mit oder ohne Lara Langermann – kein Spiel gewinnen wird.
Spannung verspricht die Serie zwischen den Girl Baskets Braunschweig-Wolfenbüttel und den Neuss Junior Tigers. Mit Maira Banko hat der Nordost-Dritte eine absolute Unterschiedsspielerin in den eigenen Reihen stehen. Ebenso wie die Neusserin Marja Ilic kann sie an einem guten Tag 30 und mehr Punkte erzielen und damit Partien im Alleingang entscheiden. Neuss wird nur eine Chance zum Weiterkommen haben, wenn Ilic, Johanna Huppertz und vor allem auch Ricarda Schott ihr Potenzial ausschöpfen.
Eine eindeutige Sache dürfte das Kräftemessen zwischen ALBA Berlin und den Metropolitain Girls Recklinghausen werden. In der Wiederholung des Vorjahres-Achtelfinales sollten die Recklinghäuserinnen diesmal klar favorisiert sein. ALBA ist zwar der amtierende WNBL-Champion, hat aber jahrgangsbedingt zahlreiche Abgänge aus der Meistermannschaft zu verzeichnen. Die Metropolitain Girls wollen Revanche für das letztjährige auch Corona-bedingte Ausscheiden und werden den Titelverteidiger aus dem Wettbewerb werfen.
(Bericht Talents, Franz-Werner Krausgrill, Fotos: Jan Fante)