WNBL2016-HTC-700

Eine hervorragend eingestellte Herner Mannschaft konnte am letzten Spieltag der Hauptrunde (10.04.2016) den Topfavoriten aus Halle in die Knie zwingen. Es war mit Abstand die beste Mannschaftsleistung der gesamten Saison. Woran lag es? Vielleicht lag es daran, dass nach dem starken Gegner aus Wolfenbüttel Halle leichter zu spielen war? Lag es daran, dass Halle das Spiel in der Jugendbundesliga als unwichtig und nicht zielführend deklarierte und nicht mit der letzten Spannung spielte? Lag es daran, dass der Druck von den jungen Herner Spielerinnen abgefallen war? Lag es daran, dass bei Halle nach der Starting Five keine Spielerin mehr Punkte und Akzente setzen konnte? Lag es daran, dass Herne diese Saison allgemein kein gutes Pflaster für Teams aus Halle darstellt? Oder lag es daran, dass der Herner Coach eine Partie gegen Halle zu Ende coachen durfte?

Was auch immer die Antwort sein mag das Spiel war Werbung für den Sport.

Halle startete wie gewohnt druckvoll in die Partie und setzte durch seine fünf Spielerinnen starke Akzente offensiv. Herne hielt aber dagegen und zeigte sich bestens vorbereitet auf die Verteidigungen von Halle und fand immer wieder eine gute Lösung. Bereits im ersten Viertel konnten alle neun Spielerinnen eingewechselt werden und präsentierten sich dem heimischen Publikum von ihrer besten Seite. Während Halle offensiv durch starke 1 gegen 1 Aktionen seiner fünf Schlüsselspielerinnen punkten konnte, hielt das Zurkowski-Team mannschaftlich geschlossen dagegen, zeigte ein hohes Tempo und ließ den Ball gut laufen.

Jede Spielerin war bereit zu spielen und offensiv Verantwortung zu übernehmen und konnte scoren. Trotz des Ausfalls von Asuamah-Kofoh (für die die Mannschaft spielen und siegen wollte) lag das Team nur mit 39:40 zur Halbzeit zurück. In Halbzeit zwei blieb es spannend. Aus den Fehlern des Hinspiels wollten die Herner Mädchen lernen, blieben komplett fokussiert und bekamen vom Coaching-Duo noch richtungsweisende Anweisungen, um Halle die erste Niederlage seit dem ersten Saisonspiel beibringen zu können. Nachdem in Halbzeit 1 vor allen Dingen Frida, Laura und Alina offensiv scorten, traten nun Clara, Nela und Lea aus dem Schatten und trafen hochprozentig. Mit einer Sechs-Punkte-Führung ging es in den letzten Spielabschnitt.

Im letzten Spielabschnitt bekam Jenny Strozyk immer mehr Freiräume, da jede Herner Spielerin Gefahr ausstrahlte. Diese Räume wusste sie gut zu nutzen und drehte nun in der Crunch-Time auf. Dramatisch wurden die letzten Minuten. Halle kämpfte weiter, hielt in Persona der bundesligaerfahrenen Schinkel-Schwestern aggressiv dagegen und konnte eine Minute vor Ende in Führung gehen. Nach einer Auszeit von Herne war es Jenny Strozyk 30 Sekunden vor dem Ende vorbehalten, per Dreier die Zwei-Punkte-Führung für Herne zu erzielen. Danach warf Halle alles in die Waagschale, vergab aber die Situation und Lea Schulte-Göcking musste kurz vor Schluss an die Linie. Die letzten beiden Freiwürfe ihrer WNBL-Laufbahn fanden den Weg ins Ziel. Diese Vier-Punkte-Führung gab der HTC am Ende nicht mehr aus der Hand und gewann das Spiel gegen Halle.

„Ich bin komplett von Stolz erfüllt, was meine Mannschaft betrifft. Wir haben als Team einfach abgeliefert. Wer die ersten Spiele gesehen hat und heute in der Halle war, erkennt, welche Welten dazwischen liegen und wie das Team sich gefunden hat, und das ohne die Erfahrungen und Trainingseinheiten im Senioren-Bundesligabetrieb. Wenn man bedenkt, dass Halle mit dem Team letztes Jahr als Jungjahrgang in die Play Downs musste, sieht man, was wir hier geleistet haben mit dieser jungen Mannschaft. Das war heute offensiv starker Basketball, so wie wir uns als Coaches ihn vorstellen. Jenny hat auch wieder bewiesen, warum sie es so verdient hätte MVP zu werden. Sie hat das Team an beiden Enden des Feldes wieder einmal geführt und in den entscheidenden Situationen die Verantwortung übernommen. Jeder Spielerin habe ich den Spaß an dem Spiel in den Augen ablesen können und wir haben einfach abgeliefert. Bitter bleibt natürlich die Niederlage im Hinspiel, die uns eine erneute TOP4-Teilnahme gekostet hat. Wolfenbüttel war mit Abstand bisher das stärkste Team, gegen das wir gespielt haben und Halle lag uns vom Spielstil eher. Aber auch an diesen Niederlagen sind wir gewachsen. Wir haben heute für Sera und Lea gespielt. Das Hinspiel gegen Halle war leider Sera´s letztes und das Rückspiel heute für Lea. Beide werden ihren Weg aber gehen und haben sich toll entwickelt. Nach diesem Umbruch im Vorfeld dieser Saison hätte ich niemals damit gerechnet, dass wir wieder am Ende mit der deutschen Spitze mithalten und uns in dieser etablieren können. Diese Mannschaft hat eine tolle Zukunft und wird weiter hart an sich arbeiten. Das war zum Abschluss ein ganz großes Spiel und lässt das Team mit einem tollen Gefühl in die Off-Season gehen, wo jede Spielerin den nächsten Schritt gehen wird. Ich bin einfach dankbar nach der letzten Saison wieder so tolle Mädels im Kader gehabt zu haben“, sagte Mario Zurkowski.

Mit dem Herzen eines wahren Champions verabschiedeten sich die Herner Mädels unter großem Applaus von dem eigenen Publikum. Wie auch in der letzten Saison, als man Meister wurde, gab man auch in diesem Spiel alles, obwohl es um nichts mehr ging als, um mit einem guten Gefühl in die nun anstehenden U19-Spiele zu gehen.

Für Herne spielten:
Julia Heinrichs, Nela Krizanovic 4, Louisa Oleyniczak 2, Alina Sanders 2, Frida Schmidt 9 (1 Dreier), Lea Schulte-Göcking 7 (1), Clara Stockhorst 10, Jenny Strozyk 37 (3), Laura Zolper 10 (2).

(Bericht Herner TC, Karina Sola, Foto: Waldemar Matalinski)