Am vergangenen Wochenende begann für DBB-Nationalspieler Maodo Lo und seine Columbia Lions die eigentliche College-Saison. Gegen Cornell absolvierten er und sein Team das erste Conference-Game in der Ivy-League. In seinem letzten Jahr ist es für ihn die allerletzte Chance, das NCAA-Tournament, also die March-Madness zu erreichen. Nur der 1. der Ivy-League, einem Zusammenschluss der Elite-Universitäten wie Yale, Harvard, Princeton oder eben der Columbia, qualifiziert sich dafür. Es wäre der krönende Abschluss seiner College-Karriere für den gebürtigen Berliner und ein Fingerzeig an die Vereine in Europa oder sogar der NBA: Hier kommt einer, der sein Team ins NCAA-Tournament geführt hat, ein Nationalspieler und Silbermedaillen-Gewinner der Universiade 2015.
Unser Interview mit Maodo Lo!

Du steckst gerade mitten in der letzten Phase deiner College-Karriere. Mit welchen Gefühlen bist du in das erste Conference Game (74:70 Erfolg, Anm. d. Red.) gegangen und was erwartest du von dir und deiner Mannschaft?

Maodo Lo: „Ich bin sehr fokussiert. Das ist jetzt meine letzte Chance, mit diesem Team erfolgreich zu sein. Ich möchte mein Bestes tun, meiner Mannschaft und mir die Möglichkeit zu geben erfolgreich zu spielen. Als ich vor vier Jahren auf die Columbia kam, war es mein Ziel, das NCAA-Tournament zu erreichen und jetzt ist es die letzte die Chance. Wir haben das erste Spiel gewonnen und wissen, dass jedes einzelne Spiel wichtig ist. Daher bin ich noch fokussierter und versuche, das auch auf mein Team zu übertragen. Ich erwarte, dass wir alles geben. Wir haben eine legitime Chance, dieses Ziel in dieser Liga zu erreichen. Aber: Diese Liga ist besser als viele denken und wenn man nicht fokussiert ist, dann kann man auch mal gegen schlechtere Teams verlieren. Wir spielen jetzt teilweise Back-to-back-games, das heißt Freitag und Samstag. Wenn wir also am Freitag gewinnen, müssen wir das Spiel sofort abhaken und uns auf das nächste Spiel konzentrieren. Das bedeutet nicht nur, sich physisch zu regenerieren, sondern auch mental wieder direkt bereit zu sein!“

Beschreib doch mal den Maodo, der vor vier Jahren an die Columbia kam und vergleiche ihn mit dem, der er jetzt ist!

Maodo Lo: „Der Maodo vor vier Jahren ist ein komplett Anderer. Ich hatte damals keine Ahnung, was vor mir liegt am College, keine wirkliche Vorstellung von meiner Zukunft. Ich hatte gar keinen Kontakt mit der Nationalmannschaft, schon gar nicht mit der A2- oder sogar der A-Nationalmannschaft. Nicht mal mit den Jugendkadern. Vor vier Jahren war mein Wurf noch nicht so stark, mein Selbstvertrauen noch nicht so hoch wie jetzt. Also ich habe mich im Verlauf dieser vier Jahre schon wahnsinnig entwickelt.“

Ihr geht mit einer 11:6 Bilanz in die Conference-Spiele. Wie war die Vorbereitung aus deiner Sicht?

Maodo Lo: „Die Vorbereitung war etwas enttäuschend. Wir haben ein paar Spiele verloren, die wir nicht hätten verlieren müssen. Meiner Meinung nach hätten wir gerade am Anfang besser spielen können. Aber das ist jetzt abgehakt. Jetzt zählt es. Ab jetzt gibt es keinen Raum mehr für Fehler. Wie gesagt: Fokus! Fokus! Fokus!“

Deine Leistungen waren, ohne die meisten Spiele gesehen zu haben, zumindest von den Stats her nicht immer konstant. Liegt das an den größeren Erwartungen von außen oder von dir selbst? Spürst du da mehr Druck? Oder am Scouting der Gegner, die sich fast vollständig auf dich konzentrieren?

Maodo Lo: „Von den Stats her habe ich tatsächlich noch nicht das abgeliefert, wie im vergangenen Jahr. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir viele Spieler zurückbekommen haben, die auch offensiv in der Lage sind, zu scoren. Das heißt, es liegt nicht mehr alle Verantwortung auf meinen Schultern. Ich kann offensiv dementsprechend etwas defensiver sein, eine andere Rolle einnehmen, weil andere eben auch scoren können. Aber ich muss schon sagen, dass es ein langer Sommer war. Ich war mental und physisch etwas erschöpft, dazu war es dann wieder eine Umstellung auf den College-Basketball. Außerdem konzentrieren sich die Gegner hier sehr auf mich. Es ist wahrscheinlich eine Kombination aus all diesen Sachen, wobei hauptsächlich die Änderungen im Team dafür gesorgt haben, dass ich offensiv nicht mehr die Hauptlast tragen muss. Wir sind eine gute Mannschaft, offensiv sehr talentiert und wir müssen einfach dafür sorgen, dass wir Defense spielen und die gegnerischen Mannschaften stoppen. Wenn wir Defense spielen, dann haben wir in dieser Saison eine gute Chance!“

lo_maodo_dbb_350Lass uns nochmal auf den Sommer zurückblicken. Was hast du aus der EuroBasket für dich mitnehmen können?

Maodo Lo: „Was ich mitgenommen habe ist erst mal Erfahrung. Und extrem viel Spaß und Freude. Ich habe mich wahnsinnig geehrt gefühlt, ein Teil dieses Teams zu sein und mit den Spielern zu spielen, wie Dennis oder Dirk. Aber nicht nur mit diesen beiden, sondern mit allen. Einen Einblick zu bekommen in ein professionelles Leben, das war für mich auch wahnsinnig wichtig zu sehen, wie das abläuft. Das waren schon sehr wichtige Erfahrungen, die mir auf jeden Fall in meiner Karriere helfen werden.“

Wie war das eigentlich, als du einen Tag nach der EM zurück ans College gegangen bist? Auf dem Flug hast du dir ja sicher einige Gedanken gemacht…

Maodo Lo: „Um ehrlich zu sein, ich kam direkt vom Turnier. Es war extrem schwierig, abzuschalten direkt danach. Und es war ja nicht nur die EM, sondern der Sommer an sich, auch mit Südkorea (Silbermedaille bei der Universiade mit der A2-Nationalmannschaft, Anm. d. Red.). Also es war verdammt schwer, abzuschalten. Ich konnte mich auf jeden Fall nicht so gut vorbereiten auf das College wie in den Jahren zuvor. Ich war noch in einem gewissen Zwiespalt, eben zwischen dem Erlebten auf der einen, aber auch der Euphorie und Vorfreude auf die Collegesaison auf der anderen Seite. Ich wusste ja, dass es meine letzte Saison hier wird und ich wollte auch zeigen, dass ich aus dem Sommer was gelernt habe und das ins Team einbringen will.“

Wird man anders behandelt, wenn die Mitspieler wissen, dass man mit Dirk und Dennis auf dem Parkett gestanden hat?

Maodo Lo: „Viele meiner Mitspieler und auch von den Menschen, die das mitbekommen haben, hat es schon interessiert. Da kamen am Anfang schon die Nachfragen, wie das alles war und wie ich es erlebt habe. Aber anders behandelt wird man deswegen nicht. Die Uni ist natürlich auch stolz, dass ich Teil der Mannschaft war und sie haben das sehr respektiert. Aber eine Sonderbehandlung gab es nicht.“

Das Jahr ist noch jung und man darf noch Wünsche äußern. Wie fällt dein Wunschzettel für das Jahr 2016 aus?

Maodo Lo: „Mein Wunsch für 2016 ist jetzt erst einmal, das NCCA-Tournament zu erreichen. Das wäre wahnsinnig für uns und auch für mich. Das war das Ziel, das ich mir gesetzt habe, als ich aufs College gekommen bin. Das wäre eine weitere Erfahrung, die mir wahnsinnig viel bedeuten würde. Von da aus wird man dann sehen, wie es weiter geht. Wo wird man spielen, was kommt danach? Aber darüber mache ich mir aktuell gar keine großen Sorgen. Jetzt bin ich voll konzentriert auf die Spiele hier und mache mir darüber keine Gedanken.“

Vielen Dank für deine Zeit! Wir drücken die Daumen und hoffe, dass der Wunsch „NCAA-Tournament“ in Erfüllung geht!

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Fotos: Columbia Lions (Titelbild sowie unten) / Camera4 (Maodo trifft gegen Spanien)