Im großen Teich

Es war eine ereignisreiche NBA-Saison für unsere deutschen Nationalspieler. Franz und Moritz Wagner sorgten dabei mit ihren Playoff-Debüts bei den Orlando Magic für die Highlights. Auch wenn das Team aus Florida bereits in der ersten Runde in Spiel sieben an den Cleveland Cavaliers scheiterte, kann sich die Entwicklung der jungen Mannschaft von Head Coach Jamahl Mosley sehen lassen. Besonders für Moritz verlief die Saison überraschend stark. Mit fast 18 Minuten und elf Punkten im Schnitt unterstrich der 27-Jährige seinen sportlichen Wert und fügte sich als einer der wichtigsten Impact-Spieler von der Bank in Mosleys Rotation ein. Mit einem True-Shooting-Wert von fast 68% zählte er zudem zu den dreißig effizientesten Spielern der Liga. Sein jüngerer Bruder Franz vermeldete ebenfalls einen Anstieg in den meisten relevanten Statistiken. Mit 18,9 Punkten, 6,9 Rebounds und 4,4 Assists rangiert der 22-Jährige hinter Paolo Banchero auf dem zweiten Platz der Magic-Topscorer. Lediglich die Dreier-Quote litt etwas in 2023/2024. Mit einer knapp acht Prozentpunkte schwächeren Treffsicherheit von außen fiel Franz unter die 30%-Marke.

Für den MVP des FIBA World Cup 2023 hatte die Saison eine ungeplante Wendung parat. Zu Beginn der Saison als Starter der Toronto Raptors, bestätigte Dennis Schröder seine starke Form aus der WM und gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den besten Passgebern der Liga. Im Verlauf rutschten die Raptors unter Rookie-Coach Darko Rajakovic aber weiter ab und verloren die Playoffs aus den Augen. Nachdem das kanadische Team mit Pascal Siakam ihren Starspieler nach Indiana tradete, standen viele Zeichen in Toronto auf Rebuild. Anfang Februar wurden diese Gerüchte bestätigt und Schröder fand in Brooklyn seinen bereits siebten Arbeitgeber innerhalb der NBA. Bei den Nets, deren Saison bereits ausklang, übernahm der 30-Jährige eine Führungsrolle und beendete seine zehnte Spielzeit mit 14 Punkten, drei Rebounds und 6,1 Assists.

Auch Daniel Theis wechselte im Laufe der Saison den Verein und kam nach seiner unzufriedenstellenden Rolle in Indiana bei den Clippers unter. Aufgrund von Verletzungen der beiden Big-Men Mason Plumlee und Ivica Zubac spielte Theis eine wichtige Rolle bei den Clippers und kämpfte sich mit dem Star-Trio aus Kawhi Leonard, Paul George und James Harden nach schwachem Saisonstart zurück auf die Playoffplätze. Am Ende ging es für die Clippers auf Rang vier in die erste Runde, in welcher sie allerdings den Dallas Mavericks mit 2:4 unterlagen. Nach fast 17 Minuten Spielzeit über die reguläre Saison und 6,3 Punkten sowie 4,1 Rebounds kam Theis in den Playoffs lediglich zu einem Kurzeinsatz.

Rennen um die Meisterschaft

Es ist das altbekannte Duell um die Krone der deutschen Basketball-Bundesliga. Mit dem FC Bayern München und ALBA Berlin griffen auch sechs aktuelle Nationalspieler nach der Meisterschaft. Im Saisonverlauf wurden die beiden deutschen EuroLeague-Teilnehmer ihrer Favoritenrolle gerecht und beendeten die reguläre Saison auf dem ersten (München 28/6) und zweiten (Berlin 27/7) Platz. Auf dem Weg in die Finals setzte sich ALBA gegen Bonn und Chemnitz durch, während die Bayern mit Ludwigsburg und Würzburg wenig Mühe hatten. Unter Head Coach Pablo Laso schafften es unsere vier Nationalspieler Andi Obst, Isaac Bonga, Niels Giffey und Nick Weiler-Babb mit dem FC Bayern München im Finale gegen ALBA Berlin Deutscher Meister zu werden: 

Andi Obst kam in der regulären Saison mit durchschnittlichen 19 Minuten Einsatz auf eine Statistik von 10,5 Punkten, 1,9 Rebounds und 1,6 Assists. Der 27-Jährige pausierte zwar einige Playoff-Spiele, konnte aber gegen Ende seine gewohnten Leistungen bringen und schloss das Playoff-Finale mit einer Dreier-Quote von phänomenalen 50 % ab. Auch Isaac Bonga überzeugte diese Saison bei den Bayern, wobei besonders das Playoff-Viertelfinale gegen die MHP Riesen Ludwigsburg ein Saison-Highlight für ihn darstellte. Mit einer perfekten Quote aus dem Feld und insgesamt 18 Punkten sowie elf Rebounds zeigte er sich von seiner besten Seite und genoss auch von Seiten seines spanischen Trainers Pablo Laso großes Lob: „Er war über die gesamte Serie ein entscheidender Faktor und war nicht nur aufgrund seiner Zahlen großartig“, erwähnte der Spanier gegenüber Sport1. Die gesamte Saison betrachtet verbuchte Bonga im Schnitt 8,7 Punkte, 4,3 Rebounds und 1,5 Assists. Als BBL-Veteran, lange Zeit für ALBA, seit 2022 nun für den FC Bayern, leistete auch Niels Giffey in dieser Saison einen entscheidenden Beitrag. Mit etwa 18 Spielminuten kam der gebürtige Berliner im Durchschnitt auf 5,8 Punkte. Seit 2020 spielt Nick Weiler-Babb für den FC Bayern und ist damit von den vier Nationalspielern am längsten dabei. Mit gleichermaßen 5,8 Punkten im Durchschnitt bei etwa 20 Minuten Spielzeit war auch Weiler-Babb eine wichtige Stütze für sein Team. 

Auf der anderen Seite des BBL-Finales stand in der Saison 2023/24 ALBA Berlin mit Johannes Thiemann und Louis Olinde. Johannes Thiemann, der bereits 2018 Berlin zu seiner Wahlheimat kürte und seitdem bei ALBA spielt, zeigte sich diese Saison stark mit durchschnittlichen 12,6 Punkten, 4,5 Rebounds und 2,1 Assists bei etwa 20 Minuten Spielzeit. Louis Olinde stand diese Saison durchschnittlich 17 Minuten auf dem Feld, erreichte damit 8,4 Punkte und 3,4 Rebounds im Schnitt und kämpfte sich mit seinem Team ins Playoff-Finale, in welchem er in den drei Spielen jeweils 21 Minuten zum Einsatz kam und sich mit 7,3 Punkten behaupten konnte.

Mailand, Paris, Istanbul, Hauptsache Italien

Einen glücklichen Einstieg in seine Zeit in Mailand hatte Maodo Lô, der es direkt nach dem Weggang aus Berlin schaffte, mit seinem Teamkollegen Johannes Voigtmann und Olimpia Milano gegen Virtus Bologna die italienische Meisterschaft zu gewinnen. Lô konnte sich trotz einiger Verletzungen als Aufbauspieler sowohl in der italienischen Liga mit durchschnittlichen 6,4 Punkte in etwa 19 Minuten auf dem Feld durchsetzen, als auch in der Euroleague mit 7,6 Punkten auf 20 Minuten Spielzeit. Sein Mitspieler und National-Kollege Jo Voigtmann, der im Frühjahr 2022 zu Mailand wechselte, hat sich mittlerweile auch seine Position im italienischen Team erspielt. Mit seinen 2,11 Metern spielte der 31-Jährige mit Souveränität und Spielverständnis eine gute Saison und erreichte statistisch 6,4 Punkte in 18 Minuten und stand in der Euroleague mit drei Punkten im Schnitt 18 Minuten auf dem Spielfeld. 

Justus Hollatz, neben Franz Wagner der Jüngste im Team Deutschland, konnte sein basketballerisches Talent diese Saison bei Efes Istanbul unter Beweis stellen. Der 22-Jährige kam vorrangig in der türkischen Liga zum Einsatz, in der er bei etwa 23 Minuten auf 7,1 Punkte im Schnitt kam. In der Euroleague erspielte er in etwa elf Minuten Spielzeit durchschnittlich 2,3 Zähler. David Krämer, Shooting Guard, spielte 2023/24 seine erste Saison beim CB Granada in der ersten spanischen Liga mit durchschnittlichen 10,2 Punkten in ca. 23 Spielminuten. Sein Saison-Hoch erreichte Krämer im Spiel gegen den CB Breogan im April 2024, in dem er – trotz Niederlage mit einem Punkt – mit 22 Punkten als Top-Scorer hervorging.

Auch in der ersten spanischen Liga und gleichzeitig in der Euroleague spielt seit zwei Jahren Oscar da Silva, nämlich beim FC Barcelona, mit dem er 2023 sogar Spanischer Meister wurde. Mit rund 17 Minuten Spielzeit erreichte der gebürtige Münchner diese Saison im Schnitt 5,7 Punkte in der spanischen Liga und in 15 Minuten 3,4 Punkte in der Euroleague. 2023/24 spielte Leon Kratzer seine erste Saison in Paris, der dort in der französischen Liga im Schnitt ca. 17 Minuten auf dem Feld stand und dabei auf 2,9 Zähler kam. Nach dem Gewinn des französischen Ligapokal Leaders Cup im Februar 2024 erzielte er kurz darauf im Eurocup im April 2024 im Durchschnitt 5,4 Punkte in ebenfalls 17 Minuten Spielzeit und gewann mit seiner Mannschaft das Finale.