„BESSERMACHER“: So lautet der Titel des neuen Buches von Arne Greskowiak, der nicht nur Personal-Trainer, sondern auch seit Jahren Athletiktrainer unserer DBB-Herren ist. In kurzen Anekdoten und Erklärungen berichtet er Leser:innen aus seiner langjährigen Arbeit mit Leistungssportler:innen, wie sie seine Erfahrungswerte nutzen und in ihren Alltag integrieren können.

Greskowiak erzählt auf sympathische Art und Weise von Weltmeistern wie Dennis Schröder und Gordon Herbert sowie vielen weiteren Top-Athlet:innen, darunter auch Eishockey-Nationalspieler Leon Draisaitl, und wie diese in entscheidenden Situationen am Ball bleiben.

Im Interview spricht er über den Entstehungsprozess des Buches sowie den Umgang mit Druck und wie man diesen vielleicht sogar als Privileg empfinden kann. Außerdem erklärt er seinen Ansatz, wie er Schröder, Draisaitl und Co. dabei hilft, ihr individuelles Leistungsniveau kontinuierlich aufrechtzuerhalten und gleichzeitig ihr Team zu stärken und zu stützen. „Es ist für jeden etwas dabei“, so Greskowiak, egal ob Spitzensportler, Unternehmer oder Hobbyathlet.

Wie kommt ein Athletiktrainer dazu ein Buch zu schreiben?

Die Frage ist natürlich berechtigt. Ich bezeichne mich ja normalerweise immer als „plus eins“, als jemand, der zuarbeitet und ich bin natürlich immer eher in der zweiten Reihe und hinter der Mannschaft, hinter dem Cheftrainer und dem Trainerteam. Ich habe jetzt aber wirklich durch dieses letzte Jahr mit der Bronze- (EuroBasket 2022), Silber- (Eishockey-WM 2023) und Goldmedaille (Basketball World Cup 2023) gemerkt, dass Leute auf das Thema aufmerksam geworden sind, wie das alles so zustande gekommen ist. Die Leute in meinem Umfeld sind ja grundsätzlich an Sportgeschichten interessiert. Das habe ich schon immer bemerkt, besonders, wenn Du gerade am Wochenanfang mit Menschen sprichst: ‚Na, wie war das Wochenende?‘ Wenn ich mit den Kölner Haien unterwegs bin, wenn ich mit einem Fußballspieler gearbeitet habe oder beim DBB: Dann wollen die Leute immer wissen, wie es war, was passiert ist. Da gibt es schon viele interessante Dinge, die man in die normale Welt für Sportler oder für Unternehmer mitnehmen kann. Und jetzt nach dieser Goldmedaille haben viele gesagt ‚Hey, guck mal, Bronze, Silber, Gold … jetzt musst Du eigentlich ein Buch schreiben.‘ Dann kam mein Co-Autor, Alexander Haubrichs, ins Spiel, den ich schon ganz, ganz lange kenne und der sagte: ‚Hey, ich habe jetzt Zeit, hast Du nicht Bock?‘

Und ich dachte: ‚Na gut, wenn nicht jetzt, wann dann?‘ Jetzt bekommst Du halt ein bisschen Gehör und das war der Aufhänger, ein Buch zu schreiben.

Kann man sich BESSERMACHER in erster Linie als fachwissenschaftliches Buch vorstellen?

Es ist eine Mischung aus Erfahrungsberichten, also interessanten Stories und Erklärungen. Wenn ich selbst ein Buch lese, dann mag ich es, „check-boxes“, „quick-learnings“, also Geschichten, von denen ich schnell profitieren kann, zu haben. So habe ich das Buch auch aufgebaut: Wie kann man angewandtes Wissen in sein Leben integrieren? Das sind Dinge, die wirklich funktionieren, die ich jetzt nicht irgendwie in einem Buch recherchiert habe, sondern die, von denen ich weiß, dass das Dennis Schröder so macht oder auch Franz Wagner. Ich weiß, dass sie das wirklich so machen und nehme es halt mit in die weite Welt und schaue, wie der normale Mensch, der normale Sportler oder der Hobbyathlet davon profitieren kann. Ich denke, es ist ein unterhaltsames Sach- und Fachbuch.

Du hast die Hintergrund-Stories bereits ein wenig angesprochen. Kannst du uns einen kleinen Vorgeschmack geben?

Ich glaube, diese Geschichte, wie Gordie diese Story mit den „pigs and race horses“ aufgezogen hat und wie wir das auf die T-Shirts gebracht haben. Das ist natürlich drin und das ist auf jeden Fall eine Highlight-Geschichte direkt aus dem Nationalmannschaftsfenster. Eine große Geschichte von Dennis ist auch drin, wie er in der Trainingshalle in Braunschweig, in der er ja im Sommer alleine trainiert, die ganzen Jungs erzieht und ihnen auch direkt beibringt, wie man sich ordentlich zu verhalten hat. Das sind zwei Geschichten, die für Menschen, die aus dem Basketball kommen, sehr interessant sind.

Was kann ich als Nicht-Leistungssportler aus dem Buch mitnehmen?

Das zieht sich an vier Säulen auf: Training, Ernährung, Regeneration und Mindset. Diese vier Säulen sind mit lebhaften Stories unterfüttert. Es ist für jeden etwas dabei. Wenn Du eine Leidenschaft hast, wenn Du mit irgendetwas startest, wenn Du für irgendetwas brennst, zum Beispiel, wenn Du Basketball spielen willst als Jugendlicher, dann musst du halt viel trainieren. Du musst erstmal anfangen, musst deine Leidenschaft ausleben und einfach dranbleiben. Im zweiten Schritt geht es um den Schritt vom Profi zum Champion. Also was unterscheidet einen professionellen Spieler noch von einem wahren Champion?

Ein Blick auf das große Ganze: Was möchtest du mit diesem Buch vermitteln?

Das Buch ist ja vor allem für Breitensportler und für Menschen geschrieben, die Unternehmer sind, die beruflich erfolgreich sein wollen und was diese vom Spitzensport lernen können, von den Mindsets der Profisportler, wie es Sportler schaffen sich zu erholen und zu regenerieren. Das kennen wir alle, wenn wir einen intensiven Tag hatten und acht oder zehn oder zwölf Stunden gearbeitet haben: Wie schaffen wir es, unseren Körper und unseren Geist herunterzufahren? Was müssen wir da auf der körperlichen Ebene tun und was müssen wir auf der mentalen Ebene tun, um am nächsten Tag wieder leistungsfähig zu sein? Ich schreibe auch über Leon Draisaitl, er spielt gerade in den NHL Finals. Mittlerweile dürften es über 100 Spiele sein, die er in dieser Saison gespielt hat. Wie schafft man es, da kontinuierlich sein Leistungsniveau hochzuhalten?

Spielt es in der Säule des mentalen Aspektes deiner Philosophie eine Rolle, dass damit ein gewisser Druck einhergeht, den man sich selber macht und, dass eben dieses „Performen, Performen“ und „Optimieren, Optimieren“ auch etwas sein kann, in dem man sich verbeißen kann? Im negativen Sinne?

Definitiv, das schreibe ich auch im Vorwort. Die Kunst ist es ja, diesen Druck als Privileg anzuerkennen und die Aufgabe ist es, sich ein System aufzubauen, in dem ich es schaffe mich anzuspannen und wieder zu entspannen. Also, wenn Du aktuell auf Tennis schaust, ist ja gerade French Open. In viereinhalb Stunden Tennis geht ja auf beiden Seiten nicht alles glatt. Das Spiel geht nach Sätzen drei zu zwei aus. In dieser Zeit hatten beide Spieler gute, aber eben auch schlechte Phasen, von denen sie sich schnell erholen müssen. Nach einer Niederlage müssen sie sich möglichst schnell wieder ihr Mindset fokussieren, von diesem Rückschlag wegkommen und sich dann wieder auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Wenn Du dann super verbissen bist und diesen Stress oder Druck gar nicht loslassen kannst, dann kommst Du eher in so eine Negativspirale. Das siehst Du ja gerade bei den ganz Großen, bei den Champions. Wenn Du mal Dennis betrachtest: Der ist ja ein Krieger auf dem Feld; der will ja und macht ja, und dann siehst du ihn nach dem Spiel nicht mehr, weil er bei seinen Jungs ist. Er ist in seiner Umgebung und schaut, dass er sich da relaxen kann und klarkommt. Am nächsten Tag ist er ein bisschen müde und einen Tag später ist er wieder da. Das ist ja die große Kunst von diesen herausragenden Athleten.

Inwiefern spielen die Parallelen der beiden Welten Sport und Unternehmen eine Rolle in deinem Buch?

Für mich sind sie sehr, sehr ähnlich. Als Führungspersönlichkeit ist es entscheidend, dein Team, genauso wie im Sport, mitzuziehen. Dein Team, dein Staff und deine Trainer schauen ja alle auf die großen Spieler. Und wenn die keine Energie haben, wie soll das dann funktionieren? Das heißt, es ist immer so eine Balance. Das ist ja beim Unternehmer auch so. Ein Unternehmer ist dafür verantwortlich, dass er lange leistungsfähig bleibt. Und, wenn er in der Woche 50, 60 oder 70 Stunden arbeitet, dann kann er nicht an seinem Körper Raub betreiben. Er muss schauen, dass er genauso schläft, dass er sich genauso erholt, genau das gleiche Mindset aufbaut, um diese „Winning-Culture“ zu verinnerlichen. Und wenn Du das andersherum siehst, kannst Du als Sportler auch von diesen Unternehmern lernen, wie sie ihre Teams, ihre Mitarbeiter führen. Ich glaube, deshalb ist es so interessant. Ich glaube, da können beide Seite viel voneinander lernen.