Nach dem Ausrufezeichen gegen Gastgeber Frankreich reisen die Weltmeister mit reichlich Selbstvertrauen in die Hauptstadt.

Diese Genugtuung wollte Moritz Wagner seinem Bruder nicht geben. Ob Franz Wagner gegen Frankreich den besten Dunk seiner Karriere gezeigt habe, wurde der Basketball-Nationalspieler gefragt. „Keine Ahnung, ich habe nicht hingeguckt“, antwortete Moritz nach dem 85:71 (48:27) gegen den Gastgeber – und grinste seinen Bruder an. Glauben dürften ihm das nur die wenigsten.

Schließlich hatte Franz‘ Monsterdunk aus dem dritten Viertel in einer aus deutscher Sicht keinesfalls an Highlights armen Partie noch einmal herausgestochen. Ohnehin war der 22-Jährige gemeinsam mit Kapitän Dennis Schröder – beide sammelten 26 Punkte – hauptverantwortlich für einen herausragenden Abschluss der Gruppenphase und den endgültigen Startschuss in die olympische Medaillenmission.

Am Samstag ziehen die Weltmeister von Lille ins Olympische Dorf in Paris. Im Gepäck: Eine perfekte Ausbeute mit drei Siegen aus drei Spielen und reichlich Selbstvertrauen. Nicht umsonst lobte Gordon Herbert seine Spieler für eine „tolle Mannschaftsleistung mit unglaublichen Einzelleistungen“, der Bundestrainer durfte zufrieden sein.

Nicht nur, weil sein Team durch den Achtungserfolg seine Ambitionen auf eine Medaille eindrucksvoll unterstrichen hatte. Es erspielte sich auch einen Vorteil mit Blick auf das Viertelfinale am kommenden Dienstag. Als einer der beiden besten Gruppenersten ist Deutschland bei der Auslosung am Sonntagabend gesetzt, ein mögliches Duell mit Goldfavorit USA könnte damit bis zum Finale hinausgezögert werden.

So oder so würde die Mannschaft aber „einen Fehler machen, wenn wir uns jetzt mit den Amerikanern beschäftigen“, mahnte Johannes Voigtmann: „Alle Teams, die jetzt noch drin sind, sind wirklich gut.“

Das DBB-Team aber muss sich vor niemandem verstecken, das hatte es am Freitag eindrucksvoll bewiesen. Frankreichs Ausnahmetalent Victor Wembanyama bereitete Schröder und Co. genauso wenig Sorgen wie die außergewöhnliche Atmosphäre im Hexenkessel von Lille. „Dafür lebt man ja“, schwärmte Moritz Wagner: „Das ist ein Privileg.“

Und dieses soll auch noch möglichst lange Bestand haben. Bislang habe sich die gesamte Mannschaft jedenfalls „von Spiel zu Spiel gesteigert“, sagte Matchwinner Franz Wagner bescheiden: „Und hoffentlich wird das Viertelfinale unser bisher bestes Spiel.“

(sid)